Biei

Wir fuhren am Morgen mit einem der ersten Ein-Wagen-Züge nach Biei. Biei ist in den Sommermonaten ein sehr touristischer Ort mit farbigen Blumenfeldern; Ende September ist es ruhiger. Wir hatten die Auswahl zwischen einer geführten Bustour oder mit dem Mietvelo selber die Gegend zu erkunden. Wir entschieden uns für letzteres, denn wir wollten uns den "Blue Pond" anschauen.

Der blaue Teich liegt 18 km ausserhalb des Ortes am Biei Fluss und es gibt abgesehen von einer relativ kurzen Strecke einen separat angelegten Radweg, um dorthin zu gelangen. Wir mieteten beim Bahnhof zwei Elektrovelos. Der ältere Herr, der die Mietstation betreute, konnte ebenso wenig englisch wie wir japanisch, aber er hatte auf einen Zettel "Taifun" und "15" geschrieben. Wir sollten wohl spätestens um 15 Uhr zurück sein, weil für diese Zeit Taifun Trami in Hokkaido erwartet wurde – der zweite Taifun in unseren Ferien. Zudem meinte er wohl, dass wir es nicht schaffen würden, mit dem Velo zum blauen Teich und rechtzeitig zurück zu fahren.

Wir dachten aber, mit E-Bikes würde das locker zu machen sein und so radelten wir los. Richtig toll waren die Velos nicht und trotz Unterstützung hatten wir das Gefühl, dass wir eher mühsam vorwärts kommen würden. Wir hatten aber übersehen, dass es stetig leicht aufwärts ging; insgesamt waren es 260 Höhenmeter auf die 18 km Distanz. Schliesslich erreichten wir den Teich aber doch noch und konnten uns kaum satt sehen. Die Farbe und die Spiegelung der (abgestorbenen) Bäume in dem regungslosen Wasser waren unglaublich. Hier gibt es eine Erklärung, wie der Teich entstanden ist; Schutzbauten und etliche Zufälle spielten eine Rolle.

Natürlich war die Rückfahrt viel lockerer als die Hinfahrt — wir rauschten in gewohntem E-Bike-Tempo dem Fluss entlang zurück nach Biei. Vorübergehend waren ein paar nach Regen aussehende Wolken aufgezogen, aber nass wurden wir schliesslich doch nicht. Wir hatten Glück: Der Taifun zog südlich von Hokkaido durch und als es dann abends tatsächlich noch regnete, waren wir wieder in Asahikawa.

Nachdem wir unsere Velos wieder abgegeben hatten, genossen wir in einer Bäckerei ein Stück Kuchen, bevor wir mit dem Zug nach Asahikawa zurück fuhren. Bis zu unserem nächsten "Termin", einem weiteren Kinobesuch, hatten wir noch so viel Zeit, dass wir uns auf die Suche des einzigen Caches in Asahikawa machten. Dieser lag im Tokiwa Park, ungefähr 2 km vom Bahnhof entfernt. Der Spaziergang dorthin führte uns durch die erste Fussgängerzone Japans, wobei sich diese vor allem auch dadurch auszeichnete, dass man konstant mit irgendwelcher Werbung beschallt wurde.

Um 17:25 war dann also wieder Kino angesagt, im gleichen Gebäude wie unser Hotel. Wir wollten auf Nummer sicher gehen und hatten vorher Airi gefragt, ob "Wakaokami wa Shougakusei!" ein Film wäre, den wir kapieren würden. Sie meinte, es sei eine süsse Kindergeschichte. Nun gut, abgesehen davon, dass wir natürlich wieder kein Wort verstanden, konnten wir uns doch halbwegs zusammenreimen, um was es bei dieser Geschichte ging: Es handelt vom Mädchen Okko, das seine Eltern bei einem Unfall verliert. Sie wird bei ihrer Grossmutter aufgenommen, die ein Ryokan führt. Ein wenig kompliziert wird es dadurch, dass Okko Geister sieht. Anscheinend ist der Film ein Zusammenschnitt der ersten Staffel einer gleichnamigen Anime-Serie aus dem Jahre 2018 — vielleicht können wir ihn oder die Serie ja irgendwann mal mit Untertiteln anschauen…

Asahikawa ist bekannt für seine speziellen Ramen, die in etlichen Restaurants angeboten werden (es gibt sogar eine Asahikawa Ramen Map). Eines davon, das Hokkaido Ramen Santouka, liegt in der Nähe des Bahnhofs. Wir besuchten es und genossen ein leckeres Nudel-Abendessen.

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