Geibi-kei

Bevor wir die Rückreise nach Tokyo antraten, unternahmen wir am Morgen einen letzten Ausflug in die Natur. Eine Zwei-Wagon-Regionalbahn brachte uns kurz nach neun Uhr in einer halben Stunde zur Geibikei Station. Die Schlucht (kei) des Satetsu Flusses war unser Ziel. Der Fluss ist an den meisten Stellen nur wenige Zentimeter tief, aber links und rechts von hohen Felsen eingeschlossen. Die Schlucht kann man deshalb nur auf dem Wasser erkunden, was man in breiten Booten tut, auf denen etwa 30 Passagiere Platz haben und die von einem "Gondoliere" à la Venedig den Fluss hinauf bewegt werden.

Bei uns war es eine Frau, die sich gleich zu Beginn ziemlich anstrengen musste, weil nur wenige Meter unterhalb der Anlegestelle eine Schwelle war und der Fluss an dieser Stelle doch eine relativ starke Strömung hatte. Wenig später waren wir jedoch schon in ruhigem Gewässer und konnten die Fahrt geniessen. Neben den Felswänden, von denen etliche für uns unverständliche Namen hatten, waren vor allem die Enten auf und die Karpfen im Wasser die grosse Attraktion. Auf unserem Boot war eine Klasse mit Kindern im Kindergarten- oder jungen Schulalter, und die hatten natürlich Freude an den Tieren, die unser Boot zum Anfassen nah begleiteten. Gerne überliessen wir den Mädels und Jungs eine der Tüten Futter, die wir vor Beginn des Ausflugs gekauft hatten.

Nach einer halben Stunde erreichten wir den Endpunkt der Fahrt und konnten aussteigen. An dieser Stelle war die Schlucht breiter und deshalb nicht komplett durch den Fluss ausgefüllt. Wir konnten ein Stück zu Fuss weiter und über eine Brücke auf die andere Seite des Flusses gelangen. Ausnahmsweise erwartete uns dort kein Getränkeautomat, aber trotzdem gab es etwas zu kaufen: Undama ("Schicksalskugeln") — kleine Tonkugeln mit einem Symbol drauf, die man quer über den Fluss in ein Loch in der Felswand werfen musste. Hätte man getroffen, wäre einem das Schicksal bezüglich des gewählten Wunsches (z.B. Liebe, Eheglück oder Einkommen) hold gewesen. Da wir aber mehr oder weniger kläglich versagten, müssen wir unsere Geschicke auch in Zukunft wieder in die eigenen Hände nehmen.

Viel Zeit hatte man nicht; nach ein paar Fotos mussten wir zurück zum Boot eilen und wurden von unserer Fährfrau zurück zum Ausgangspunkt gebracht. Das von ihr dazu gesungene "Lied der Bootsleute" trug sie sehr eindrücklich vor. Nach fünf Viertelstunden war unsere Tour zu Ende. Wir mussten gleich zum Bahnhof laufen, um den Zug zurück nach Ichinoseki zu erwischen.

Unser Gepäck hatten wir im Hotel gelassen; wir hatten genug Zeit, um es holen zu gehen und den 12:50 Uhr Shinkansen Richtung Tokyo zu erreichen. Dieser brachte uns in gut zweieinhalb Stunden zurück in die Hauptstadt. Gegen 17 Uhr waren wir schliesslich wieder bei Daniela zu Hause auf dem Higashiyama.

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