Fuji-san besteigen

Am 6. September sind Daniela und ich (Beat) morgens um 7 Uhr losgezogen, um den Fuji-san zu bezwingen. Mit U- und S-Bahn sind wir nach Shinjuku gefahren und von dort mit dem Bus in 2.5 Std. direkt zur fünften Station auf 2305 m, man hat also schon rund 60% des Aufstiegs geschafft. Da Tokyo auf Meereshöhe liegt, muss man sich akklimatisieren – Ich habe in dieser Zeit einen Cache geholt und Daniela musste unerwartet neue Wanderschuhe kaufen. Zudem haben wir uns in der Ranger-Station bezüglich des Weges und der Verhältnisse informieren lassen.

Um 12 Uhr sind wir auf dem Yoshida Trail losmarschiert. Luftlinie sind es nur rund 3 km bis zum Gipfel, aber es liegen 1470 Höhenmeter dazwischen und der Weg führt im Zick-Zack hoch, sodass es schliesslich 6 km Distanz sind. Unser Ziel, die Berghütte Goraiko-Kan (8.5 Station) auf 3450 m haben wir nach genau 6 Stunden kurz vor dem Einnachten erreicht.

Der Yoshida Trail ist über weite Strecken ein breiter Weg mit festem Vulkansand. Zwischendrin hat es einen leicht exponierten Abschnitt, bei dem man über kleinere Felsbrocken nach oben steigen muss. Wir sind gewarnt worden, dass man dort bei starkem Wind um- oder weggeblasen werden und sich verletzen könnte. Richtig gefährlich ist es uns aber nicht vorgekommen; der Aufstieg ist einfach ein anstrengender Spaziergang und problemlos machbar, wenn man gute Schuhe hat, körperlich einigermassen fit ist, genug trinkt und zwischendurch kurze Pausen macht – je höher, desto mehr.

In der Berghütte hat es ein feines Znacht gegeben (mit Fisch anstatt dem von uns erwarteten Curry-Reis), kurze Zeit später haben wir uns im Massenlager hingelegt. Pro Person hat es nur wenig mehr als eine Körperbreite Platz gehabt und ich kann mir jetzt vorstellen, wie sich Batteriehühner fühlen… Geschlafen habe ich aus verschiedenen Gründen (zu eng, zu heiss unter der dicken Decke, zu laut) de facto nicht, aber es gibt Schlimmeres.

In der Nacht hat das Wetter umgeschlagen, wie das halt so ist in den Bergen. Keine Sicht mehr, Sturm (deshalb war es auch zu laut zum Schlafen), Regen.

Der Plan wäre gewesen, etwa um 4 Uhr aufzustehen, um in der Dunkelheit / Dämmerung die letzte Stunde auf den Gipfel hochzusteigen und den Sonnenaufgang um 5:20 Uhr bewundern zu können. Ein paar Wagemutige sind trotz den widerlichen Verhältnissen losgezogen, was aber nur gefährlich gewesen wäre. Alle geführten Gruppen haben die Übung abgebrochen und so sind auch wir um 5:30 Uhr auf direktem Weg wieder runter. So hat es dabei ausgesehen:

3.5 Stunden später sind wir wohlbehalten – aber mit komplett übersäuerter Beinmuskulatur – in der 5. Station angekommen. Nach einer halben Stunde Wartezeit haben wir mit dem Bus zur Fuji-san Bahnstation in Fujiyoshida fahren können und von dort mit verschiedenen Zügen zurück nach Tokyo. Von unten gesehen hat der Fuji-san einfach ein wenig wolkenverhangen ausgesehen — nie hätte man geahnt, welch stürmisches Wetter in diesen Wolken geherrscht hat.

Fazit: Bei besserem Wetter hätten wir es sicher geschafft, ganz nach oben zu kommen. Wir waren uns dessen vorher nicht sicher und auch wenn es jetzt nicht geklappt hat, sind wir doch stolz, so weit gekommen zu sein.

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